PFANDSYSTEME: SYSTEM IM FOKUS

Litauen übertrifft die Erwartungen an die Leergutrückgabequote

LITAUEN: TOMRA unterstützte die Implementierung des neuen Pfandsystems in Litauen, das 2016 mit einem engen Zeitrahmen für den Anlauf eingeführt wurde. Der Rollout war das erste Mal, dass TOMRA in Europa mit einem „Durchsatz“-Modell arbeitete. Litauen hat die Erwartungen übertroffen: 91,9 % aller Getränkeverpackungen wurden bis Ende 2017 zum Recycling zurückgegeben. 

Wir haben einen starken Partner, TOMRA, der diese sehr große Aufgabe übernehmen kann, indem er uns berät, Know-how teilt und außerdem Lösungen für automatisierte Sammelstellen bereitstellt.“

Foto von Gintaras Varnas
Gintaras Varna CEO, Užstato Sistemos Administratorius
Bild des litauischen Umweltministers

Überblick Pfandsystem:

  • Landesbevölkerung: 2,88 Mio.
  • Leergutpfand: 0,10 €
  • Geeignete Verpackungen: Getränkeverpackungen aus Glas und Einwegverpackungen aus Kunststoff und Metall, 0,1–3 Liter
  • Leergutrückgabequoten: 34 % (PET) vor dem Pfandsystem, 74,3 % am Ende des ersten Jahres, 91,9 % am Ende des zweiten Jahres

 

Foto: Kęstutis Trečiokas, ehemaliger Umweltminister der Republik Litauen

Auslegung des Pfandsystems

Im Februar 2016 führte die litauische Regierung ein Pfandsystem ein, um Verbrauchern einen Anreiz zu geben, gebrauchte Getränkeverpackungen zum Recycling zurückzugeben. Um Abfälle zu bekämpfen und die Sammel- und Recyclingquoten zu erhöhen, würden die Verbraucher beim Kauf von geeigneten Getränkeverpackungen einen Pfandbetrag von 0,10 € zahlen, der erstattet wird, wenn die leere Verpackung zum Recycling zurückgegeben wird.

Das litauische Umweltministerium leitete das Pfandverfahren im April 2013 ein und verabschiedete ein Jahr später Änderungen des Verpackungsgesetzes durch das Parlament. Die Gesetzgebung würde für Einweg-Getränkeverpackungen aus Glas, Kunststoff und Metall mit einer Größe von 0,1 bis 3 Litern gelten.

Im März 2015 ernannte das Umweltministerium die gemeinnützige Organisation Užstato Sistemos Administratorius (USAD) zum Beauftragten für das neue Pfandsystem. USAD wurde von dem Verband litauischer Brauereien, dem Verband litauischer Handelsunternehmen und dem litauischen Verband der Hersteller von natürlichem Mineralwasser im Rahmen einer erweiterten Herstellerverantwortung gegründet. Der Beauftragte für das Pfandsystem ist für einen transparenten Daten-, Geld-, Material- und Servicefluss innerhalb des Systems verantwortlich. Datenmanagement, Pfandverrechnung, Berichterstattung, der Betrieb des Logistiksystems, das Marketing gesammelter Materialien und die Schulung von Beteiligten und Verbrauchern liegen ebenfalls in der Verantwortung von USAD. Zu den Einnahmequellen gehören nicht eingelöster Pfand, Einnahmen aus dem Verkauf von gesammelten Materialien und Verwaltungsgebühren, die von Getränkeherstellern gezahlt werden.

Um den Verbrauchern eine bequeme Rückgabe zu gewährleisten, entschied sich die Regierung für ein „Return-to-Retail“-Sammelmodell – d. h. Geschäfte, die Getränkeverpackungen verkaufen, müssen auch gebrauchte Behälter zum Recycling zurücknehmen. In Litauen galt dies für Geschäfte mit einer Größe von mehr als 300 m2 und alle Geschäfte in ländlichen Gebieten, wobei die Beteiligung anderer Geschäfte optional war. Den Einzelhändlern wurden je nach Verkaufsfläche Leergutrücknahme-Automaten entweder im Geschäft oder als Kioskinstallationen im Freien zur Verfügung gestellt. Verbraucher erhalten ihr Pfand in Form von Bons zurückerstattet, die sie im Geschäft als Bargeld oder als Gutschrift auf ihre Einkaufsrechnung einlösen können, was für mehr Kundenverkehr in den Geschäften sorgt.

TOMRA unterstützt die Einführung in einem engen Zeitrahmen durch die Partnerschaft mit USAD

Nach einer öffentlichen Ausschreibung entschied sich USAD für TOMRA als Anbieter von Leergutrücknahme-Lösungen für das Pfandsystem, um die Rückgabe von Behältern zu automatisieren und die Effizienz zu steigern. Die internationale Erfahrung von TOMRA in anderen Märkten mit erfolgreichen Pfandsystemen, die Produktvielfalt für Industrie und Verbraucher sowie die Notwendigkeit, diese Lösungen innerhalb einer kurzen Frist von 100 Tagen einzuführen, ermöglichten es TOMRA, auf einzigartige Weise zum Aufbau eines hochmordernen Pfandsystems beizutragen.

„Wir haben einen starken Partner, TOMRA, der diese sehr große Aufgabe übernehmen kann, indem er uns berät, Know-how teilt und außerdem Lösungen für automatisierte Sammelstellen bereitstellt“, so Gintaras Varnas, CEO, Užstato Sistemos Administratorius, Litauens Zentraler Beauftragter für das Pfandsystem.

Was die Zusammenarbeit zwischen TOMRA und USAD einzigartig macht, ist das Finanzierungsmodell. In Litauen wurde die Investition in die Infrastruktur mit Leergutrücknahme-Automaten von TOMRA selbst getätigt. Berechtigte Filialen erhalten einen kostenlosen Leergutrücknahme-Automaten. USAD entrichtet eine Handling-Gebühr pro gesammelter Verpackung an die Filiale, um die Kosten in Zusammenhang mit dem Leergutrücknahme-Automaten, wie Platz, Einrichtung, Wartung, Datenaustausch usw., zu decken. TOMRA amortisiert seine Investition durch eine „Durchsatzgebühr“, die USAD für jede durch einen Leergutrücknahme-Automaten gesammelte Verpackung zahlt.   

Der Roll-out begann in Litauen im Oktober 2015, nur 2,5 Jahre nachdem die Regierung den Pfandprozess eingeleitet hatte und einen Monat nachdem TOMRA als Technologieanbieter ausgewählt wurde TOMRA wurde mit der Bereitstellung von 1000 Leergutrücknahme-Automaten mit einer Mischung aus Automaten für niedrige, mittlere und hohe Volumen beauftragt, die für verschiedene Standorte geeignet sind. TOMRA arbeitete mit drei baltischen Bauunternehmen zusammen, um 350 Kioske mit Leergutrücknahme-Automaten herzustellen und zu liefern, die warm, wasserdicht, leicht zu transportieren und Plug-and-Play-fähig für Strom- und Internetanschluss sein mussten.

Branchenzufriedenheit, hohe Rückgabequoten

Brauereien und Interessenvertreter im Einzelhandel waren mit der Umsetzung des litauischen Pfandsystems zufrieden. Laurynas Vilimas, Geschäftsführer des litauischen Einzelhandelsverbands, sagte: „Ich kann mit absoluter Sicherheit sagen, dass die Einfürhrung das Pfandsystem die richtige Entscheidung war.“

Die landesweite Supermarktkette Maxima hat in ihren Filialen rund 200 Leergutrücknahme-Automaten von TOMRA installiert. „Für das Geschäft finde ich das auch ganz gut, denn dann kommen die Leute mit ihrem Pfand zu uns ins Geschäft. Sie werden zurückkommen und ein paar neue Produkte kaufen. Das ist ein großer Vorteil für unser Geschäft", erklärt Diemante Mitkuviene, damals Leiterin der Abteilung Prozesse und Qualitätsmanagement, Maxima. „Wir sind Marktführer, daher ist es für uns gut, mit einem Marktführer wie TOMRA zusammenzuarbeiten.“

Bis Ende 2016 waren 99,8 % der litauischen Bevölkerung mit dem Pfandsystem vertraut, wobei 89 % es mindestens einmal genutzt haben. 58 % der Verbraucher gaben an, dass sie mehr recyceln, und 78 % hielten das Pfandsystem für gut und notwendig. Vor dem System wurde nur ein Drittel aller Getränkeverpackungen in Litauen zurückgegeben. USAD strebte 2016 eine Rückgabequote von 55 % an, lag jedoch weit darüber, da 74,3 % aller Getränkeverpackungen zum Recycling zurückgegeben wurden. Die Rückgabequote lag Ende 2017 bei satten 91,9 %. Das Pfandsystem für Verpackungen wurde in diesem Jahr zur drittbesten Verbesserung des Landes gewählt.

„Wir fühlen uns verpflichtet, für unser Land, unsere Gesellschaft und die Natur zu sorgen. Aus diesem Grund wollten wir ein Pfandrückgabesystem entwickeln, das für Bürger, Produzenten, Importeure und Händler so gut wie möglich funktioniert“, erklärte Saulius Galadauskas, Vorsitzender des Verbandes litauischer Brauereien und Vorsitzender der USAD. „Wir können stolz auf unser Pfandsystem sein, das uns dem Litauen näher bringt, das wir sehen möchten – ein saubereres, schöneres und moderneres Land.“