Wie die Sortierindustrie mit dem Recycling-Boom Schritt hält

Waste & Recycling MEA sprach mit Elie Sandros, Area Sales Manager – Middle East & Africa bei TOMRA Recycling Sorting. In einem exklusiven Interview erläutert er, wodurch Innovationen in der Sortierbranche vorangetrieben werden und wie Technologien zur Effizienz der Prozesse beitragen.Waste & Recycling MEA sprach mit Elie Sandros, Area Sales Manager – Middle East & Africa bei TOMRA Recycling Sorting. In einem exklusiven Interview erläutert er, wodurch Innovationen in der Sortierbranche vorangetrieben werden und wie Technologien zur Effizienz der Prozesse beitragen.


1. Was sind die neuen Herausforderungen bei der Abfallsortierung, die die Innovationen in der Branche vorantreiben?

Die Aspekte, die die Innovation vorantreiben, sind sehr vielfältig. Die wachsende Bevölkerung und der steigende Konsum führen zu höheren Abfallmengen, die leistungsstarke Lösungen für eine effiziente Verarbeitung erfordern. Außerdem setzen die Regierungen das Thema nachhaltiges Abfallmanagement ganz oben auf ihre Agenda und stellen Umsetzungspläne für 2030 auf, wie in Saudi-Arabien und den Vereinigten Arabischen Emiraten. Und einer der größten Antriebsfaktoren: Das Recycling-Geschäft boomt. Wir sehen eine starke Nachfrage nach recycelten PET-Flakes und -Granulaten im Nahen Osten und in Afrika, die sich aus dem Rezyklat-Trend in Europa ergibt. Dies fördert Innovationen, denn Recycler müssen die höheren Qualitätsnormen erfüllen, die die EU-Länder vorschreiben. Aber auch die lokale Nachfrage steigt, da die großen Marken immer mehr Rezyklate einsetzen.

2. Nennen Sie uns Beispiele für die jüngsten Innovationen von TOMRA, die ein solches Problem bei der Sortierung gelöst haben. 


Bei TOMRA entwickeln wir unsere Sortiermaschinen und Software im eigenen Haus, damit wir unsere Systeme permanent verbessern und maßgeschneiderte Lösungen anbieten können. Nehmen wir den AUTOSORT™,  unser Flaggschiff und Allrounder in Sachen Sortierung.

In der neuesten Generation ist unsere FLYING BEAM™ with SHARP EYE™ -Technologie nun standardmäßig integriert. Dank einer höhten Lichtintensität werden Materialien besser und noch zuverlässiger erkannt
 
Dies führt zudem zu einer gesteigerten Leistung bei der Verarbeitung großer Abfallmengen und macht sich besonders in Regionen mit schmutzigerem Eingangsmaterial bezahlt, da es dort keine getrennten Sammelsysteme für Kunststoffe und Verpackungen gibt. Ein weiteres Beispiel ist unser INNOSORT™ FLAKE.  Dieser Flakesortierer ist in drei Größen für die Verarbeitung unterschiedlicher Materialaufgabevolumen erhältlich. Das Besondere ist, dass die Leistung der Maschine nicht durch das Verarbeitungsvolumen eingeschränkt wird. Unser Ziel ist es, mehr Flexibilität zu bieten, um uns an die Bedürfnisse unserer Kunden anzupassen, und nicht umgekehrt.  

3. Welcher Abfallstrom wird in Zukunft bei der Sortierung im Mittelpunkt stehen? 

Der kommunale Feststoffabfall und trockene Rezyklate sollten im Blickpunkt stehen. Die Automatisierung der Sortierprozesse für diese Abfallströme ist für die Verarbeitung höherer Kapazitäten unerlässlich. Mittel- bis langfristig wird das dazu beitragen, die Gesamtkosten zu senken und ein sichereres Arbeitsumfeld für die Mitarbeiter zu schaffen. Aber auch bei der Sortierung von Metallen, Polyolefinen, Holz und Textilien gibt es in der Region noch ungenutztes Potenzial, das in Erwägung gezogen werden sollte.

4. Wie können Technologien wie sensorbasierte Sortierung, künstliche Intelligenz und Robotik dazu beitragen, den Wandel hin zu einer Kreislaufwirtschaft zu beschleunigen?

e mehr Ressourcen wir zurückgewinnen, desto mehr können wir wieder für die Herstellung neuer Produkte nutzen. Und umso höher die Produktreinheit ist, desto einfacher wird es, Primärrohstoffe durch Rezyklate zu ersetzen. Sensorbasierte Sortierlösungen sind der Schlüssel zur Beschleunigung des Übergangs zu einer Kreislaufwirtschaft, denn sie sind die leistungsfähigsten Systeme auf dem Markt.
 

Wir dürfen nicht vergessen, dass in diesen Systemen auch künstliche Intelligenz steckt. In optischen Sortiermaschinen werden schon seit über 30 Jahren KI-Algorithmen eingesetzt, aber jetzt erleben sie mit dem Einsatz der Deep-Learning-Technologie eine weitere Stufe des technologischen Fortschritts. Solche Systeme geben dem Betreiber deutlich mehr Flexibilität. Anlagenbetreiber können folglich auswählen,  welche Materialart im Sortierprozess erfasst werden soll. Dazu gehört auch die Detektion von Material, die zuvor nicht erkannt werden konnten.

Was die Robotik betrifft, so halten wir eine Kombination aus Ventilblöcken im Sortierprozess und Roboterarmen in der abschließenden Qualitätskontrolle für eine erfolgreiche Formel zur Erhöhung der Produktreinheit. Wir sind uns jedoch auch bewusst, dass für eine vollständige Kreislaufwirtschaft eine enge Zusammenarbeit erforderlich ist. Deshalb engagiert sich TOMRA aktiv in strategischen Partnerschaften entlang der Wertschöpfungskette.

5. Wie sieht das Jahr 2023 für Anbieter von Sortierlösungen aus ?

Unser Ausblick für 2023 ist äußerst optimistisch. Auch wenn die Welt vor einigen Herausforderungen steht, konzentriert sich die Branche weiterhin darauf, die Recyclingquote und den Rezyklatgehalt zu erhöhen. Und wir setzen die Dynamik fort. Immer mehr Anlagenbetreiber erkennen die vielen Vorteile, die optische Sortiersysteme gegenüber der manuellen Sortierung mit sich bringen: standardmäßige Effizienz, höherer Durchsatz, höhere Reinheitsgrade zur Erfüllung steigender Qualitätsanforderungen, sichere Arbeitsumgebung usw. Obwohl wir glauben, dass wir uns im Nahen Osten und in Afrika noch in einer frühen Phase befinden, sind wir überzeugt, dass unsere Branche eine vielversprechende Zukunft vor sich hat.